Liebesgedichte aus dem Orient I
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Wir alle kennen Liebesgedichte
in der amerikanischen und
europäischen Lyrik. Aber was
ist mit dem romantischen Orient
mit den verträumten Geschichten
aus tausend und eine Nacht,
sowie Asien? Es gibt viele
sehr schöne Gedichte aus diesen
Regionen. Einige von ihnen
möchte ich nun vorstellen:
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Nach dem Duft der Frühlingsrose such' ich,
mocht' mich von der Leuchtenden nicht trennen:
Von der Kerze lernte ich drei Dinge:
Weinen, hinzuschmelzen, zu verbrennen.
Mas'ud Ibn Sa'd-i Salman (1046-1131)
Der Wein des Rosenstrauchs der Jugend ist die Liebe.
Das Kapital des ew'gen Reiches ist die Liebe.
Suchst du das Lebenswasser irgendwo wie Khidr:
Des Lebenswassers Quell und Ursprung ist die Liebe!
Scharafaddin Maneri (gest. 1381)
Ich wurde ganz zu Liebe,
und weiß nicht mehr:
Wer ist das Herz? Wer Liebe?
Und wer der Freund?
Khankhanan Abdur Rahim (1556-1627)
Am Auferstehungstage trägt
sein Taten-Buch man in der Hand.
Ich werde da sein ... und das Bild
der Liebsten trag' ich unterm Arm!
Qudsi (gest. 1646)
So barg ich die Geheimnisse der Liebe,
daß meine Lippe selbst
niemals erfahren hatte, wessen Namen
ich auf der Zunge trug.
Abu Talib Kalim (gest. 1651)
Der Liebesschmerz wird nicht Leichtfertigen gegeben,
Des Falters Herzensglut wird Fliegen nicht gegeben.
Ein Leben dauert es, bis du den Freund umarmest -
Dies ew'ge Glück wird nicht an jedermann vergeben.
Sarmad (gest. 1661)
Ich möchte meine Seele hingeben
gleich dem Schmetterling,
Erblickt' ich nur einmal
die Kerze deines Angesichts!
Zebunnisa (gest. 1689)
Der Seele Frohsinn hängt nicht ab
von Rosen und von Grün -
Dort, wo ein Herz sich aufgetan,
ist Garten voller Blüh'n.
Mir Dard (1721-1785)
Frag nicht, wie lieblich zart ihr Körper ist -
Man weiß nicht: ist es Seele oder Leib?
Wer der Geliebten Haar und Antlitz sah,
blickt nicht mehr auf den Morgen, auf die Nacht!
Mir Taqi Mir (1724-1810)
Am Ende trug ein Falter
den Liebesbrief zu ihr,
denn meines Briefes Gluten
ertrüg' ein Vogel nicht.
Abu Talib Kalim (gest. 1651)
Nicht Schriftgelehrter der Hoffnung,
nicht Studienkenner der Furcht:
Ich bin verwirrt, was die Liebe
für Unterricht mir jetzt gibt!
Mirza Abdul Qadir Bedil (1644-1721)
O Freunde - fraget nicht nach meinem Tode,
ob ich wohl einsam bin.
Ich schrieb das Traumbild jenes Seelenfreundes
bunt auf des Herzens Leinwand ja!
Wali Dekkani (1668-1741)
Wie könnte seine Locke man beschreiben?
Sie ist so lang; das Leben so kurz!
Mir Dard (1721-1785
Komm mich besuchen, wenn die Nächte dunkeln -
das Dunkel, wie ich weiß, birgt das Geheimnis.
Bist du bei mir - ach, höb' sich keine Sonne,
stieg' nie der Mond auf, zögen nicht die Sterne.
Wallâda (gest. 1087 oder 1091)
Zufällig traf ich ihn in einer nächt'gen Stund'
und küßte hundertmal den dattelsüßen Mund.
Beschimpfen wollt' er mich; ich aber, augenblicks,
zerbrach das Scheltwort ihm mit Küssen auf den Mund.
Mahsati ad - Dabira (um 1100)
Komm, laß uns auf dem Bette sitzen,
des Himmels Sterne zählen, bis der Morgen dämmert!
Einmal leg die Hand auf meine Hand -
lang' noch werd' ich denken an solch ein Handauflegen.
Gott mache mich zu einem Becher,
damit ich jeden Morgen deine Lippen spüre!
landey (eine in Paschto beliebte Volksliedgattung)
Wer Gott liebt, der ist krank in dieser Welt.
Lang währt sein Leid, sein Schmerz ist Medizin.
Und wer den großen Schöpfer wirklich liebt,
irrt durch die Welt, Sein denkend - und sieht Ihn!
Eine unbekannte arabische Sufi-Dichterin
im Irak des 9. Jahrhunderts
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