Indische Poesie über Liebe und Freundschaft

Farben, Gewürze, Emotionen – Bei all den Eindrücken, die ein Mensch in diesem Land Tag für Tag auf sich wirken lässt, ist es kein Wunder, dass die indische Poesie schon in den 50er Jahren erstaunlich hoch ausgeprägt war.

Wer die wahre Seele Indiens entdecken will, wird nicht daran vorbei kommen, sich mit seiner Literatur, Philosophie und Religion auseinander zusetzen. Ein
kleiner Einstieg wird bieten
folgende Gedichte, die
teilweise von berühmten
und namhaften Poeten,
teils aber auch von eher
unbekannten Dichtern
verfasst wurden.

Tarannum Riyaz - Die Verbotene

Eine Schlange wird sich
Um jedes einzelne Haar ihres Kopfes winden
Ihre wunderschönen Augen werden durchbohrt sein
Von heißen roten Eisenstiften
Ihre weichen Glieder werden gestreckt
Auf glühenden Kohlen.
Welch Gnade
Nach solcher Sündhaftigkeit!
Obwohl der allmächtige Allah
Der Herrscher eines jeden Herzen ist
Gibt es einen rechtmäßigen Meister ihres Lebens und ihrer Glieder.
Doch sie wurde verliebt gemacht von einem
Der zu den Verbotenen gehört.

Manushya Puthiran – Getrennt von dir...

Getrennt von dir
Gibt es
Keinen Kummer.
Nur eine unbekannte
Leere.
Wie ein Haus, dass
vor kurzer Zeit.
Geräumt wurde.

Tarannum Riyaz – In Kontakt bleiben

Man sollte Freunde treffen und sie anrufen
Wenn man den Kontakt verliert, sei es für ein paar Tage
Kann es passieren dass man sie Monate lang nicht mehr sieht
Sogar für ein ganzes Jahr
Und wenn man nach einem Jahr anruft
Könnte die Telefonnummer sich geändert haben
Oder die Verbindung existiert nicht mehr
Auch ist es möglich
Dass der Freund selbst nicht mehr existiert.

Vasant Abaji Dahake - Augen

Eine opiumgleiche Nacht
Wenn das Mondenlicht im Wasser klagt,
genau so sprudeln deine Augen
über mein Gesicht

Vasant Abaji Dahake - Straßen

Jetzt habe ich meine Lungen mit kalter Dunkelheit gefüllt
Und meine Augen menschenleere Straßen.
Meine asketischen Füße haben die Städte
Mit ihren häuslichen Nestern aufgegeben,
und sind weitergegangen.

Dieser Pfad führt mich nicht zu dir
Und wenn ich entmutigt umherziehe,
tue ich es nicht für dich.

Wenn diese Füße nun weitergehen
Ist es nur, weil die Straßen sich ausbreiten;
Und wohin die Wege führen,
habe ich vergessen.

Rabindranath Tagore – Wenn ich nachts alleine gehe

Wenn ich nachts allein zu meiner Liebes-Verabredung gehe,
singen die Vögel nicht, der Wind weht nicht, die Häuser auf
beiden Seiten der Straße stehen still.

Es sind meine eigenen Armbänder die laut klimpern bei
jedem Schritt und ich bin beschämt deswegen.

Wenn ich auf meinem Balkon sitze und seinen Schritten
lausche, rascheln die Blätter nicht an den Bäumen, und
das Wasser ist so still im Fluss wie das Schwert auf den
Knien eines eingeschlafenen Wächters.

Es ist mein eigenes Herz das Wild schlägt – Ich weiß nicht,
wie ich es beruhigen kann.

Wenn mein Liebster kommt und an meiner Seite sitzt, wenn mein Körper zittert und meine Augenlieder ermatten, verdunkelt sich die Nacht, weht der Wind die Lichter aus, und die Wolken zeichnen Schleier über die Sterne am Himmelszelt.

Es ist der Juwel auf meiner eigenen Brust der scheint und Licht spendet. Ich weiß nicht wie ich ihn verstecken kann.

Bhartrihari – Holde Maid

Holde Maid, ihr vollführt ein einziges Kunststück
Mit dem Bogen des Schützen.
Ihr durchbohrt die Herzen nicht mit Pfeilen,
sondern mit Splittern Eurer Schönheit!